Sonntag, 8. November 2015

Meine wahre Geschichte

So, also allgemein, muss ich sagen, dass es mir wie Jahre vorkommt, dass ich mal wieder schreibe. Ich hatte zwar öfters Zeit und Lust zu schreiben, aber keinen richtigen Grund - also kein spezielles Thema. Natürlich gibt es momentan genug Themen, wie Asylanten und viele andere Dinge die auch privat bei mir passieren, aber mein Kopf kann sich nicht für eines entscheiden. Momentan möchte ich mich auf einen Teil von mir beziehen, den ich seit langem vor mir selbst verleugnet habe. Den genauen Grund für diese Verleugnung kann ich nicht wirklich sagen. Es ist mir einfach würde ich sagen unangenehm und es ist auch sehr ungewohnt vor anderen meine Gefühle Preis zu geben. Einfach weil ich sowieso Milliarden Dinge äußern könnte, die aber so verzweigt und unübersichtlich sind, sodass kaum einer meinen Gedanken folgen kann. Aber auch, weil viele sagen, dass ich zu pessimistisch bin. Aber wer hat denn bitte festgelegt, ab wann Pessimismus beginnt und Optimismus aufhört? Ich finde es so schwachsinnig, wenn Leute einem ein Schild vor den Kopf hängen und meinen sie können einfach über die Person ohne jegliche Vorkenntnisse urteilen. Aber ich schweife ab, weil wie gesagt meine Gedanken so verzweigt sind, dass wenn ich das Ventil öffne und ein paar rauslassen will, direkt ein Strom von verschiedenen Themen und Gedanken rausplatzt dass keiner mehr irgendwie mir folgen kann.
Und zwar schreibe wieder, wegen eines Vorfalls. Ich bin jetzt in der Ausbildung seit dem 01.10.2015 und vor knapp 2 Wochen hatten wir unseren 1. Reflektionstag. Wir sollten aufschreiben, was uns aus macht - also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und seit langem habe ich mal wieder einen Teil von mir geöffnet, der sehr lange verschlossen war. Ich habe gut 2 Jahre nicht offen darüber geredet, aber so langsam merke ich, dass diese Wunden noch nicht geheilt sind und ich durch reden den Schmerz lindere. Deshalb schreibe ich nun mal einfach meine Gedanken so auf wie sie kommen.
Es hat alles sehr früh angefangen. Bereits in der 1. Klasse habe ich gemerkt, dass ich mit egal was ich tat aneckte bei den Anderen. Ich sammelte des Öfteren schiefe Blicke und der Gleichen, aber da hätte ich niemals geahnt, dass es der Beginn einer jahrelangen Tortur war. Ich war schon immer nicht das "typische Mädchen" sage ich mal. Als Kind steht man aber auch noch vollkommen hinter dem was man macht, also habe ich mir nicht groß etwas daraus gemacht. Mir wurde des Öfteren an den Kopf geworfen, dass ich stinken würde, falsch aussehe wegen meinem Kleiderstil und allgemein wurde ich auch meist von der Mehrheit ausgegrenzt. Bereits in der 4. Klasse kam es dazu, dass ich auf der Abschlussfahrt mich auf der Straße umbringen lassen wollte, weil ich einfach diese Tortur nicht mehr ertragen konnte. Ich konnte überhaupt nicht damit umgehen, dass den Anderen mein Lebensstil und meine Art nicht gefiel. Ich weiß, heutzutage leider nicht mehr genau, was sie damals zu mir sagten, dass ich mich umbringen wollte, aber wenn ich zurück denke, stehe ich immer noch voll dahinter, auch wenn umbringen eine zu krasse Methode ist um meinem Leid ein Ende zu setzen. Auf keinen Fall sollt ihr jetzt denken, dass ich Suizid gefährdet bin, aber ich war es. Heutzutage würde ich wahrscheinlich eher die Personen drauf ansprechen, warum sie so hässlich von innen sind, dass sie jemanden dazu bringen können, dass derjenige sich umbringen will. Dann kam ich in die 5. Klasse auf eine andere Schule. Ich habe so sehr gehofft gehabt, dass sich etwas ändern würde. Mit insgesamt 6 Leuten aus meiner alten Klasse wurde ich in eine Klasse gesteckt. 5 davon machten sich immer wieder erneut darüber witzig, dass ich mich heulend auf die Straße geschmissen habe. Sie brachten auch andere dazu darüber zu lachen, weil sie immer wiederholten wie lustig es gewesen war als ich dort lag und heulte. Dann kamen sie darauf , die Vorfälle aufzubringen, als sie mir an den Kopf schmissen, dass ich stinken würde. Das war der erste Funke, der in dieser Klasse, der das Feuer entzündete. Die Jahre vergingen, und ich durfte mir immer wieder anhören, wie sehr ich stinke, wie hässlich ich bin und dass keiner mich vermissen würde, wenn ich sterben würde. Als dann das Internet dazu kam, konnte ich gar nichts mehr. Ich schwänzte öfters die Schule, bekam Krankheiten und dergleichen durch meine psychische Lage. Meine Mitschüler begannen, mich  mit Deodorant einzusprühen und trotz sichtbarer Verletzungen durch dieses Spray lachten sie mich nur aus, weil ich weinte. Meine Eltern bekamen dies so langsam mit und fragten nach, warum ich so oft Symptome vortäuschte. Irgendwann konnte ich sie nicht mehr anlügen und sagen, dass ich wirklich krank wäre also platzte alles aus mir heraus.. Ich zeigte ihnen die ganzen Verläufe, welche sie unverzüglich ausdruckten und ein Gespräch mit meiner damaligen Klassenlehrerin ausmachten.  Ich wusste, dass meine Eltern ein Gespräch hatten, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie mich dazu holen.
Allgemein wurde nur andauernd gesagt, dass ich das alles hätte viel früher sagen sollen und nicht alles für mich hätte behalten sollen. Damals verschwieg ich auch noch, dass ich bereits mehrmals versucht hatte mich mit Tabletten umzubringen. Doch nun ja, was soll ich sagen, ich dachte einfach, dass das mein Schicksal sei und ich es deshalb nicht erzählen müsste. Das ist alles einfach etwas aus dem Ruder gelaufen. Am nächsten Tag nach dem Gespräch rief die Lehrerin mich und die 3 Haupttäter zusammen in einen Nebenraum und erwartete, dass jeder was dazu sagt. Die sagten, dass das ja alles gar nicht so schlimm wäre und bestritten mehrere Aktionen, auch das mit dem Internet. Trotz eindeutiger Beweise bestritten sie das und ließen mich trotz der Beweise dumm aus den Socken schauen. Ich wusste auch gar nicht so Recht was ich dazu sagen sollte. Ich meine, es waren immerhin 3 gegen 1; gegen mich. Danach war es erst mal relativ ruhig im Gegensatz zu vorher. Ab und zu ließen sie noch dumme Kommentare aber nichts was dem davor mir an den Kopf geschmissen wurde. Dann kam die Klassenfahrt in der 8. Klasse nach Vals. Es war eigentlich echt cool... Ich war mit meinen 3 besten Freundinnen in einem Zimmer, das Skifahren macht auch total spaß aber dann am 3. Tag, saß ich mit 5 von meinen Mobbern in einer Gondell. Ich wusste schon, das wird nicht gut enden. Einer aus meinem Dorf meinte, dass wenn ich lache, ich aussehen würde wie ein Pferd. Dann kamen sie darauf, dass ich aussehen würde wie Gandalf und dann kamen sie noch darauf, dass ich einen riesigen Penis hätte, den ich mir um den Hals hängen könnte beim Duschen. So entstand mein neuer Spitzname "Pferdegandalf". Natürlich war ich bereits ab diesem Moment extrem genervt und dachte einfach nur, dass es in der Gondell bleibt und es keinem weiteren erzählt wird. Falsch gedacht. Alle nannten mich so, zwar ohne den Hintergrund zu wissen aber sowas nennt sich Gruppenzwang. Dann ein paar Monate später fing einer an, mich Schlampe zu nennen - ohne jeglichen Grund der auch wirklich passiert ist. Und ich meine, ehm hallo? 8. Klasse und ich werde Schlampe genannt - geil! Das verfolgte mich natürlich durch die ganze Schule, jeder nannte mich eine Schlampe, obwohl ich nichts getan hatte. Irgendwann fing ich an dies zu ignorieren weil andere auch ohne Grund Schlampe genannt wurden. Ab 2011 bin ich auch dem Chor beigetreten und habe gemerkt, dass die Musik mein Rückzugsort ist. Wenn ich singe, verschwinden für kurze Zeit all' meine Gedanken und ich bin ein ganz normaler Mensch.
Der Chor war und ist wirklich mein Zufluchtsort. Wenn ich die Ferien über nicht wenigstens daheim oder in der Karaokebar singen gehen würde, würde ich komplett durch drehen. Aber nun weiter, 9. Klasse: immer öfters behaupteten Leute, die ich teilweise nicht mal kannte, dass ich mit irgendwem rumgemacht hätte oder sogar mit denen gevögelt hätte- lächerlich, ich war Jungfrau. Ich trat auch der Schulband bei, wurde allerdings zu Februar hin mehr oder weniger rausgeekelt und trat dann in der 10. Klasse wieder ein. Dann war ich sowas in der Art wie die Band Mama. Doch auch diese Mädchen waren sehr hinterlistig. In der 10. Klasse war dann eigentlich alles recht angenehm. Ich war nicht mehr der Sündenbock der Klasse. Ich wurde auch des Öfteren gelobt wegen meinem Singen und sie standen die meiste Zeit wirklich hinter mir. als ich an meinem Abschluss vor 4 der Abschlussklassen sang, hörten viele von meinen Freunden mich das erste Mal überhaupt singen. Meine Klasse war so süß und machte Standing Ovation als ich fertig war. Ich war den Tränen nah, weil ich so etwas niemals gedacht hätte. Am Ende als alle rausgingen um Bilder zu machen, sprachen Hunderte mich darauf an, wie toll ich gesungen hätte - ich lief jedes Mal aufs Neue hochrot an. Ich fühlte das erste Mal, wie es ist akzeptiert zu werden. Und dann war es auch relativ ruhig um mich herum. Also ja, das ist meine Geschichte. Es ist sehr komisch darüber zu schreiben und wahrscheinlich habe ich jetzt, euer Bild von mir zerstört - zumindest von denen die mich kennen. Aber ja, vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich des Öfteren so pessimistisch gegenüber Dingen gerichtet bin. Ich hoffe, ihr könnt mich jetzt ein bisschen besser verstehen. Narben sind zwar kaum noch sichtbar , aber die Wunden innerlich reißen immer wieder aufs Neue auf und bis jetzt ist auch noch keine Heilung in Sicht. Ich weiß auch nicht wirklich wie sie heilen könnten - du vielleicht?


Eure invisible Princess